9. Juni 2024: Ratschkaffä

Ganz im Zeichen des ehemaligen Dorfbahnhofs Lauter stand das „Ratschkaffä im gut besuchten Nebenzimmer des Wirtshauses Lauter. Der kurzweilige Nachmittag war gespickt mit interessanten, heiteren, manchmal auch tragischen Bahnhofsgeschichten. Als Gäste waren die Pensionisten Sepp Tschoner und Emil Dohlus eingeladen, die während ihres Berufslebens Ende der 1960er Jahre auch in Lauter als Fahrdienstleiter einige Zeit Dienst taten.

Seit Inbetriebnahme des Gleisstückes Traunstein-Salzburg am 1. August 1860 bestand in Lauter im heutigen Gemeindegebiet Surberg eine Haltestelle. 1982 wurde der Bahnhof jedoch unwiderruflich geschlossen. Die über 120 jährige Historie des Dorfbahnhofes in Lauter hat unser Schriftführer Hans Schießl in der 12. Ausgabe der „Surberger Heimatblätter“ zusammengefasst, woraus er den amüsierten „Ratschkaffä“-Besuchern einige Passagen vorlas: Im Jahre 1877 wurden am Bahnhof Lauter neben insgesamt 3 769 Fahrkarten, auch 46 Fahrkarten für Hunde verkauft und an Gütern, abgesehen von 366 Tonnen Nutz-, Wert- und Brennholz, 2,48 Tonnen Käse und Butter, 1 gemästetes Schwein und 3 Kälber geladen. Schießl, als Fahrdienstleiter schon von Berufs wegen mit der Eisenbahn verbunden, hatte auf einem Tisch allerhand geschichtliche Lektüre zum Thema mitgebracht, die auf reges Interesse stieß. Als Besonderheit stand auf dem Infotisch ein original „Nachtzugschluss“. Diese mit Petroleum gefüllte, rot leuchtende Lampe hing bis in die 1980er Jahre nachts an jedem Zugende als Signallicht zur Information für den Fahrdienstleiter, dass der Zug in Gänze den Bahnhof passiert hat, erklärte Schießl.

Vorsitzender Manfred Schallinger selbst in unmittelbarer Nähe zum Lauterer Bahnhof aufgewachsen, plauderte so manch lustige Lausbubengeschichte aus seiner Kindheit aus. Die Anekdote, dass es schon mal vorkam, dass der Lokführer durch Unaufmerksamkeit zu spät abbremste und erst weit nach der Haltestelle zum Stehen kam und dann einfach kurzerhand zurücksetzte, sorgte ebenfalls für Lachen.

Lebhaft aus den Erinnerungen an seine Dienstzeit in Lauter Ende der 1960er Jahre erzählte ferner Emil Dohlus, seines Zeichens ein Eisenbahneroriginal. Der über 85-jährige Pensionist berichtete über viele heiteren Begebenheiten – allerdings gab es tragische Ereignisse: die Zugtüren ließen die sich früher noch relativ einfach nach außen aufdrücken und es kam vor, dass diese mit der Toilettentür verwechselt wurden und Reisende somit bei voller Fahrt auf die Gleise stürzten.

Doch lustige Eisenbahnerwitze aus den Reihen der Besucher hoben die Stimmung gleich wieder an. So geht die Legende, dass bei Einfahrt in den Bahnhof Lauter die Lokführerstimme durch die meist eiskalten mit harten Holzbänken ausgestatteten Abteile rief: „Lauter Oberbayern! – Koane Preissn!“

Wer noch mehr über den kleinen ehemaligen Dorfbahnhof Lauter, gelegen an der Hauptverkehrsstrecke München-Salzburg erfahren möchten, dem sei das Heft Nr. 12 der „Surberger Heimatblätter“ empfohlen, das beim Heimatkundlichen Verein Surberg und im Gemeindeamt erhältlich ist.
Bericht Maria Zillner

 

 

 
Fotos: Maria Zillner, Bella Schießl
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