Veranstaltungen im Jahr 2020
13. März 2020: Jahres-Mitgliederversammlung
Vorsitzender Manfred Schallinger konnte die übliche Anzahl von Mitgliedern und Gästen zur Versammlung begrüßen. Nach dem Totengedenken begründete er ausführlich, warum die Versammlung trotz der Coronakrise stattfand: vom Landratsamt war erst an diesem Freitag eine Verordnung erlassen worden, Versammlungen mit mehr als hundert Personen nicht abzuhalten. Eine Absage wäre so kurzfristig nicht mehr möglich gewesen und wir erwarteten nicht so viele Besucher. Er apellierte an die Besucher, sich angemessen zu verhalten.
Im Jahresrückblick verwies Schallinger auf den nachfolgenden Schriftführerbericht. Er berichtete von besuchten Chronisten-Seminaren und Archivpfleger-Treffen. Besonders erwähnte er die gelungene Buchvorstellung „Surberg Zeitensprünge“ und bedankte sich bei allen, die an dem erfolgreichen Buch mitgearbeitet hatten.
Schallinger ging auch kurz auf den Stand der laufenden Hofgeschichtserforschung ein. Im Ausblick auf 2020 nannte er einen Vortrag von Dr. Ulrich Kanz über die bairische Sprache, eine Orgelführung in Ettendorf mit Manfred Müller, die traditionelle Andacht an der Schneiderkapelle, eine Radltour ins Heimatmuseum nach Altenmarkt und ein weiteres Ratschkaffä über die Gebietsreform 1972.
Schriftführer Georg Wimmer berichtete anhand einer Bilderschau über die Veranstaltungen des abgelaufenen Vereinsjahres. Danach erläuterte Schatzmeisterin Maria Hollinger ausführlich die Kassenbewegungen. Die Kassenprüfer Georg Rehrl und Richard Aicher bestätigten die Richtigkeit der Einträge und empfahlen die Entlastung der Vorstandschaft, die einstimmig erfolgte.
Die einzige Wortmeldung beim Tagesordnungspunkt Wünsche und Anträge kam von Hans Schallinger, der von einer Begegnung mit einer Heimatforscherin aus Wien erzählte, die auf dem Surberger Friedhof auf der Suche nach dem Wüstenreitergrab war. Sie forscht nach verschiedenen Nachfahren von Personen, die im 16. Jahrhundert von Surberg in das von Türken verwüstete Umland um Wien ausgewandert waren. Meinrad Schroll ging kurz darauf ein und sagte, dass dies ein interessanter Aspekt sei, der weiter erforscht werden und auch Eingang in die Hofgeschichte finden sollte.
Zum Abschluss folgte ein Vortrag von Meinrad Schroll, der über seine Arbeit an der Surberger Hofgeschichte berichtete. GW.
Vortrag zur Hofgeschichte
Mit den Neubauten bis 1955 zählt Schroll für die Altgemeinde Surberg 197 Häuser und für die Altgemeinde Kapell 115 Häuser. Die Quellen der Altgemeinden Surberg und Kapell würden sich stark unterscheiden, weil Surberg immer bayerisch gewesen sei und Kapell hingegen von 1275 bis 1816 salzburgisch. Der Umfang der Hofgeschichte könne bei sehr alten Häusern einige Seiten umfassen, oder auch nur wenige Zeilen bei Neubauten. In seinen bisherigen Forschungsarbeiten sei er bezüglich der Grundherrschaften bis zum 19. Jahrhundert in der Altgemeinde Surberg auf zahlreiche Grundherrschaften gestoßen, wie auf das Hochstift Salzburg und das Domkapitel Salzburg, ebenso auf Ritterorden, Grafen, oder auch die Benefizien in Grabenstätt.
Anhand von der Au, dem Auer Wirt, der 1392 „Item Jacobus de Aw“ genannt wurde, stellte Schroll das Schema einer Hofgeschichte dar. Sie beginnt immer mit dem Haus- oder Hofnamen, gibt eventuelle Hinweise auf wechselnde Hofnamen sowie die älteren und neuen Adressbezeichnungen. Dann wird die Hofchronik mit vielen heute nicht mehr üblichen Bezeichnungen, wie die Grundherrschaft, fortgeführt.
Bei der Erklärung des Ortsnamens erklärte Schroll, dass der Ort Au seine Bezeichnung vom wasserreichen Wiesenland habe und es vom Auerbach herrühre, der zwischen Diepoltstatt und Knappenfeld entspringe. Der Auer gehörte der Grundherrschaft Domkapitel Salzburg an. Da ein Grundherr seinen umfangreichen Güterbesitz nicht selbst bewirtschaften konnte, verpachtete er die Höfe an Bauern. So besaßen laut den Ausführungen von Schroll die meisten Bauern seit dem Mittelalter auf ihren Anwesen nur ein sogenanntes Nutzungsrecht und mussten dafür Abgaben und Steuern leisten.
Interessant waren auch die Erläuterungen von Schroll, auf welcher Basis die Höfe besteuert wurden. Die damalige Bezeichnung laute Hoffuß und bezog sich nicht auf landwirtschaftliche Fläche, sondern auf die Scharwerksleistung. So hatte ein Meier fünf Rösser, die Hube drei, oder ein Lehen zwei Rösser. Ein Ross hatten die Söldner, wenn sie es für ihr Handwerk benötigten. Der Auer hatte den Hoffuß „Lehen“. Des Weiteren gibt die Hofgeschichte Informationen über die damaligen Zinsen und Steuern, den Viehbestand und sonstige Rechte wie die Holzentnahme. Zu den Abgaben gehören beispielsweise auch die „Läutgarben“. Diese mussten die Bauern an den Mesner für Leistungen wie das Wetterläuten abführen. Weiter geben die alten Urkunden auch Hinweise auf einen Nebenerwerb der Bauern. So gibt es für den Auer 1810 die ersten Hinweise auf ein „Gastungsrecht“ und 1832 auf die „Bierzapflerkonzession“. Laut den Aufzeichnungen von Schroll bezieht der Wirt nun seit 1932 das Bier von der Brauerei Hofbräuhaus Traunstein.
Vorstand Manfred Schallinger bedankt sich bei Meinrad Schroll für den Vortrag
Der Auerwirt Anfang der 1920er Jahre
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