27. Oktober 2013: Ausflug nach Seeham und Laufen

 Die Kugelmühle am Teufelsgraben“ Führung mit Mag. Dr. Paul Herbst
und
„Die Wunderwelt der Kieselsteine“ Führung mit Hannes Peschl

 Eine ansehnliche Gruppe geologisch interessierter Vereinsmitglieder traf sich zum diesjährigen Ausflug auf dem Dorfplatz in Surberg. Vorstand Herbert Klein begrüßte die gutgelaunten Teilnehmer herzlich und dann ging´s schon los - mit den Autos fuhren wir durch die herbstliche Landschaft über die schöne Brücke in Laufen zum Obertrumer See in Österreich. Nach einer gewundenen Auffahrt erwartete uns in Matzing eine traumhafte Aussicht auf die Seenplatte bis hinein zum Dachstein.

Am Parkplatz beim „Schießentobel“ stand schon Herr Dr. Paul Herbst und von freundlichem Hundegebell begleitet machten wir noch eine kurze Pause am Steinkreis. Herr Dr. Herbst erklärte uns die Landschaft, und anhand einer geologischen Karte die großen Gletscherbewegungen während der Eiszeiten.

Nun stiegen wir über Baumwurzeln und rutschiges Laub hinunter in den Teufelsgraben. Die Legende besagt, der Teufel habe sich über den geschickten Kugelmüller so geärgert, dass er mit einem großen Sprung flüchtete. Diesen „Teufelsabdruck“ kann man mit einiger Fantasie am Talgrund bestaunen.

Am Wasserfall erklärte uns Herr Dr. Herbst die unterschiedlichen Gesteine, die der Bach transportiert und die dann in der Kugelmühle verarbeitet werden können. Der Müller sortiert die Steine, bevor sie dann grob zugerichtet werden. In der sogenannten „Angelmühle“ erfolgt der Schleifvorgang. Bei diesem Mühlentyp werden zwei unterschiedliche Mühlsteine mit einer Achse verbunden. Im Kalkstein wird die schneckenförmige Aussparung für die Kugeln geformt. Der Stein aus Quarz schleift von oben, bis die Kugeln ihre runde Form angenommen haben. Diese mühsame Arbeit dauert mehrere Tage und erfordert ständige Kontrollen. Das Wasser für die Mühle wird in einer langen Eichenrinne vom Wasserfall bis zur Mühle geführt.

Belege für die Existenz von Kugelmühlen im Salzburger Land gibt es seit dem 18. Jahrhundert. Etwa 100 Betriebe hatten ihr profitables Auskommen mit der Verarbeitung großer Mengen Gesteins. Die daraus entstandenen Kugeln wurden z. B. als Ballast von Schiffen gebraucht. Auch Kanonen wurden damit „gefüttert“.1799 führte das Eintreiben des „Willensgeldes“, das aus einigen Kreuzern bestand, zur Abnahme der Mühlen und der Bedarf an Kugeln ging auch rapide zurück. Die Kugelindustrie in Nordthüringen fertigte preiswertere Kugeln, der Konkurrenzkampf wurde immer heftiger, der Betrieb der Mühlen lohnte nicht mehr - die meisten Mühlen wurden deshalb geschlossen.

Mit großem Engagement erzählte der Kugelmüller von den mühsamen Anfängen 1980, bis der Eigentümer des „Schießentobels“, mit Hilfe der Vereinsmitglieder die verfallene Kugelmühle wieder aufbauen konnte. Das Mühlenrad hat inzwischen Schaufeln aus Metall und der Zahn der Zeit hat an der Wasserrinne genagt, so dass eine neue Rinne eingebaut werden muss.

Soviel Interessantes muss erst mal verarbeitet werden. Das Essen beim „Greimlwirt“ in Laufen am Marktplatz bot dazu reichlich Gelegenheit. Mit Leberknödelsuppe und anderen Köstlichkeiten gestärkt konnten wir zum nächsten Programmpunkt übergehen: die Salzachsteine bestaunen, die uns Herr Hannes Peschl auf einem kleinen Tisch bereitgelegt hatte.

Herr Peschl, von Beruf Finanzbeamter, übt das Hobby des Steinesammelns schon seit seiner Kindheit aus. Voller Freude erklärte er den Verlauf der Salzach durch viele verschiedene Gesteinsschichten. Er zählte Tirol, die Hohen Tauern, die Kalkalpen und andere geologische Zonen auf und brachte uns zum Staunen mit Schnecken und Haifischzähnen aus grauer Urzeit. Auch Goldfunde hat es immer wieder gegeben, und so manch Einer träumt noch heute vom großen Finderglück.

Nun marschierten wir durch die Laufener Altstadt Richtung Salzach. Hannes Peschl zeigte uns alte Türstöcke aus Nagelfluh und Toreinfahrten mit Katzenkopfpflaster. Die Bedeutung von Gestein jeglicher Art wird sehr anschaulich in den verwinkelten Gassen von Laufen.

Auf der Salzach-Kiesbank sammelten die Teilnehmer dann Kieselstine in vielen Formen und Größen. Unser Steinexperte wurde nicht müde, die vielen Fragen zu beantworten und die Herkunft der Kiesel zu ergründen. Manche Steine geben ein Geheimnis preis, wenn man sie mit einem Hammer aufschlägt. Schöne Färbungen sieht man, wenn Wasser über die Steine geschüttet wird. Mit Geschichten über die Salzachschifffahrt und die schweren Zeiten der armen Leute verging die Zeit schnell.

Wunderbare Sonnenstrahlen vergoldeten die alten Bürgerhäuser von Laufen, die Salzach glitzerte und so ging ein anregender Herbstausflug zu Ende. Ein großes Dankeschön an die beiden Vortragenden, steinreich und steinalt sollen sie werden!!!

JM.