20. Juli 2013: Tagfalterwanderung, mit Dr. Thomas Rettelbach

Neugierig gemacht durch seinen Vortrag nach der Jahresversammlung, fand sich ein Häuflein „natur-heimatkundlich“ Interessierter in Diesenbach zur Führung mit Dr. Thomas Rettelbach ein. Er untersucht für das bundesweite Artenschutzprojekt „Tagfalter-Monitoring Deutschland“ die Tagfalter im Bereich der dortigen Streuwiesen.

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Thomas Rettelbach begeht einmal wöchentlich in der Zeit zwischen April und September einen festgelegten Rundweg, notiert neben den vorkommenden Arten auch Temperatur, Witterung und Bewölkung. 44 Tagfalter-Arten hat er bisher feststellen können, 13 Arten fanden die Teilnehmer allein schon an diesem witterungsbedingt idealen Sommertag. Darunter waren Schmetterlinge mit interessanten Namen: Faulbaumbläuling, Schornsteinfeger, Baldrian-Scheckenfalter, Grünader-Weißling, Mädesüß-Perlmutterfalter, sowie der Dunkle- und der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Letzterer braucht zur Vermehrung die Kombination des Wiesenknopfes mit einer bestimmten Ameisenart, die in Diesenbach vorhanden ist.

Ausgerüstet mit Gummistiefeln, einigen Schmetterlingsnetzen und geeigneten Gläsern zur Betrachtung der gefangenen Tiere, machte sich die Gruppe auf den Weg. Sehr schnell hatten besonders die teilnehmenden Kinder heraus, wie man die lustigen Flatterer in die Netze und dann schonend in die Gläser bekommt, um sie eingehend zu bewundern und danach wieder in die Freiheit zu entlassen. Natürlich gehörten nicht nur die Tagfalter zur Jagdbeute, auch den vielen anderen Insekten – Libellen, Käfern, Nachtfaltern, Fliegen und Heuschrecken – stellten die kleinen (und großen) Jäger erfolgreich nach.

Das Kalkquellmoor in Diesenbach ist ein wertvolles FFH-Gebiet, das ganz in der Nähe der Bundesstraße, aber etwas versteckt am Ufer der Sur ein Kleinod der Natur darstellt. Es bietet vielen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum, die auf der Roten Liste stehen. So konnten in den letzten Jahren hier viele Tagfalterarten, verschiedene Libellenarten, alle drei Sonnentauarten und sieben verschiedene Orchideenarten nachgewiesen werden. Dieses Hangquellmoor stellte ehemals ein sehr wasserreiches Moor dar, dessen Wasserlinsen mit extrem seltenen Kalkquellmoor-Schwingdeckenrasen überdeckt waren. Aber nach einer Grabenvertiefung und dem Eintrag von Nährstoffen aus den südlich gelegenen landwirtschaftlichen Flächen sank die ökologische Wertigkeit in den letzten Jahrzehnten immer mehr. Es galt die Rettung in letzter Minute zu schaffen!

Mit Hilfe von Spendengeldern und einem Zuschuss des Freistaates Bayern aus einem Moorrenaturierungs-Programm konnte der Bund Natutrschutz Traunstein im Dezember 2012 diese Quellmoorflächen kaufen. Die angrenzenden Grünflächen wurden als Ausgleichsflächen von der Stadt Traunstein gesichert und extensiviert. So wird in Zukunft durch eine Reduzierung des Nährstoffeintrages, der weiteren Pflege der Feuchtbereiche und aufgrund hydrologischer Verbesserungen hoffentlich eine Aufwertung des Moores und die zumindest teilweise Wiederherstellung des früheren wertvollen Zustandes erreicht werden können.

Und diese kleine Exkursion war wieder einmal eine sehr gelungene Veranstaltung des Heimatkundlichen Vereins, die uns - dank sachkundiger Führung - einen weitgehend unbekannten Fleck innerhalb unserer Gemeinde anschaulich näher gebracht hat. GW