12. April 2013: „Volkszählung für Tagfalter“, Vortrag von Dr. Thomas Rettelbach

Bei den Vorträgen unseres Vereins kommen immer wieder Leute zu Wort, die mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit einen wertvollen Dienst an der Allgemeinheit verrichten, deren Arbeit aber in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Einer von ihnen ist der Biologielehrer Dr. Thomas Rettelbach aus Hallabruck. Er betreut seit acht Jahren in unserer Gemeinde das bundesweite Artenschutzprojekt „Tagfalter-Monitoring Deutschland“. Dafür untersucht er die Tagfalter im Bereich der Streuwiesen von Diesenbach.Read More

 

„…und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus…“, mit diesem poetischen Zitat aus Eichendorffs „Mondnacht“ eröffnete Thomas Rettelbach sein Referat über die heimischen Tagfalter. Anhand einer Abbildung erklärte er zunächst den Körperbau der Insekten. Dabei sind die Flügel das markanteste Merkmal, die sich bei dem Schuppenflügler in vielen Farbgebungen zeigen.

Von allen 44 Faltern, die er in Diesenbach schon gefunden hat, hatte Rettelbach Fotos zu einer sehr professionell gestalteten Präsentation zusammengestellt, die die Schönheit dieser zarten Tiere eindrucksvoll belegte. Schmetterlinge zeigen uns an, wie es um die Natur bestellt ist, ob es ihr gut oder schlecht geht. Im Frühjahr, nach erfolgreicher Überwinterung als Puppe, zeigt sich die große Anzahl an Tag-und Nachtfaltern. Wir Menschen müssten Verantwortung übernehmen für die Erhaltung der Lebensräume der Schmetterlinge in Wiesen und Gärten. Durch übertriebenes "Verschönern" würden wichtige Lebensräume, Brennnesselecken und Laubhaufen beseitigt. Der Schmetterling muss sich gegen viele Feinde schützen wie Milben, Libellen, Schlupfwespen und Vögel, die Farbtarnung ist deshalb für das Tier lebenswichtig. Ein Wunder der Natur ist die Umwandlung vom Ei zur Raupe und über die Puppe zum Falter.

Aus Bayern sind 172 Tagfalterarten bekannt. Trotz einiger erfolgreicher Artenhilfsmaßnahmen, wie z. B. beim Apollofalter oder dem Hochmoorgelbling, ist der Anteil der bedrohten „Rote Liste-Arten“ bei den Tagfaltern in Bayern mit 61% immer noch überdurchschnittlich hoch. Maßnahmen zum Schutz der Schmetterlinge sind also dringend erforderlich.

Um mehr über die langfristigen Veränderungen der Anzahl und Artenzusammensetzung von Schmetterlingen zu erfahren, wurde 2005 das „Tagfalter-Monitoring Deutschland“ ins Leben gerufen, das vom Umweltforschungszentrum Leipzig/Halle koordiniert wird. Im Rahmen dieses Projektes begehen in Deutschland etwa 450 ehrenamtliche Transekt-Zähler von April bis September ca. einmal wöchentlich eine Strecke von mehreren 100 Metern, auf der sie die beobachteten Tagfalter kartieren.

 Ebenfalls mit einem Zitat beendete Dr. Thomas Rettelbach seinen sehr informativen Vortrag: „…mit den Schmetterlingen stirbt unsere Seele!“ Er beantwortete noch viele Fragen der Zuhörer und machte eine Zusage, nachdem der allgemeine Wunsch nach einer Führung in Diesenbach geäußert wurde.

GW/JM

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