5. Oktober 2012: Ernst Jani und die Leonharder Musikanten im Wirtshaus Lauter

Die Idee, mit einer kabarettistischen Lesung unsere bairische Mundart zu pflegen, hat sich als Erfolgstreffer erwiesen, zumal Ernst Jani mit den „Leonharder Musikanten“ aus unserer Wonneberger Nachbarschaft auftritt. Der Saal beim Lauterer Wirt war schon eine Woche vorher ausverkauft und die vielfach positive Resonanz auf diese Veranstaltung freut uns sehr.
Wir danken Herrn Wolfgang Schweiger von der Presse für seinen Besuch und für die Überlassung seines Berichts:

Humor und Musik aus Bayern

Ernst Jani und die Leonharder Musikanten zu Gast im Wirtshaus Lauter

   Die legendäre bayerische Gemütlichkeit und ihr Zwillingsbruder, der unvermeidliche Grant, standen im Mittelpunkt der Lesung, die Ernst Jani im ausverkauften Wirtshaus Lauter hielt. Und weil mit Musik bekanntlich alles noch besser geht, hatte er dazu die Leonharder Musikanten mitgebracht, die mit flotten volkstümlichen Weisen seine Ausführungen aufs Feinste unterstrichen.

Read More

Eingeladen zu diesem Heimatabend der ganz besonderen Art hatte der Heimatkundliche Verein Surberg. Wobei „Lesung“ bei Ernst Jani die Sache bekanntlich nur ansatzweise trifft, denn wer den Literatur-Kabarettisten schon einmal erlebt hat, der weiß, dass hier ein Vortragskünstler auf der Bühne steht, der die Texte namhafter bayerischer Autoren derart packend zu inszenieren vermag, dass man aus dem Staunen und Lachen kaum her herauskommt. Kein Wunder also, dass sich die rund 150 Besucher hellauf begeistert zeigten.      

   Allein schon, wie Ernst Jani eingangs die speziell bayerische Vorsilbe „der“ erläuterte, oder genauer gesagt, wie man derschlogn, derschossn und dersoffn sein kann und sich dennoch wieder derfangt, war ein so spannendes wie amüsantes Kapitel. Ebenso sein kleiner Exkurs über die breit gestreuten Einsatzmöglichkeiten der Aufforderung „Leck mich am A…“, oder die Erklärung dafür, was ein „Goaßng’schau“ist.

   Auch die häufig von gegenseitiger Verständnislosigkeit geprägten Dialoge zwischen Preußen und Einheimischen brachte Ernst Jani anhand einiger Beispiele wunderbar auf den Punkt, und mit der Geschichte „Es brennt“ gelang es ihm spielend, den Aberwitz einer außer Kontrolle geratenen Löschaktion wiederzugeben. Sehr schön auch, wie er, ausgehend von der simplen Absicht eines Strohwitwers, sich von einer Nachbarin ein paar Kartoffeln auszuleihen, die Entwicklung eines Grants beschrieb. Der übrigens eine Art standby-Urtrieb des Bayern sei.

   Nicht geklärt werden konnte hingegen, ob die Bezeichnung „Halbdepp“ nun mehr oder weniger beleidigend als ein schlichtes „Depp“ ist. Und da in Bayern aber auch viele Berge herumstehen, war es nur naheliegend, dass auch das korrekte Verhalten beim Absturz zur Sprache kam. Ein einmaliges Erlebnis, das man nicht durch trübsinnige Endzeit-Poesie wie „Das Leben ist so voll und prall, schad’, dass ich vom Gipfel fall“ entzaubern soll. Richtig makaber dagegen die Erklärung eines Mann, der seine Frau in den Abgrund stößt, dabei beobachtet und zur Rede gestellt wird. Humor aus Bayern, da durfte einer wie der Karl Valentin natürlich nicht fehlen. Zum Beispiel mit der Geschichte von der Anni und dem Simmerl, die auf dem Heuboden u. a. der Frage nachgehen, ob man im Finstern ebenso schlecht hören wie sehen könne. Und fast wie Valentin hörte sich auch der

Erlebnisaufsatz eines Neunjährigen an, der mit seinen Eltern die Ferien in Bayern verbracht hatte. Wo er zusammen mit seinem Vater in einem Metzgerladen Zeuge wurde, wie sich der Metzger und ein paar einheimische Kunden gegenseitig beleidigen („du oider Hundskrippe du“) und dennoch eine super Stimmung herrscht. Erst als der Vater meint, mitmachen zu dürfen und ebenfalls mit Beleidigungen um sich wirft, lacht plötzlich keiner mehr.

   Als Zugabe las Ernst Jani dann noch einen Brief vor, verfasst von einem echten, d. h. entsprechend abgehärteten Bauernkind, das den Dienst bei der Bundeswehr als Erholungsurlaub ansieht. Wo man endlich ausschlafen kann, statt um vier Uhr früh im Kuhstall zu stehen, wo man seine Gewehrkugeln nicht selber anfertigen muss, sondern geliefert bekommt, und wo man sich bei Nahkampfübungen legal prügeln darf.  

   Kurzum, ein großartiger Abend in einem urgemütlichen Wirtshaus, abgerundet durch eine längere Zugabe der Leonharder Musikanten Hermann Eder, Konrad Eder, Wolfgang Parzinger und Franz Tradler. 

Wolfgang Schweiger